Reflexion zur Sommersonnenwende

Der Blick von oben in eine Wendeltreppe

Sei sanft zu dir selbst in diesen Tagen.

Manchmal bringen die Strömungen unterhalb der Oberfläche

unser Herz durcheinander

und wir bemerken es nicht

und machen einfach weiter

aber fragen uns, warum wir

müde, wütend oder zerstreut sind.

Setze dich hin

mit deiner weisen Großmutter,

und erlaube dir

wieder ein kleines Kind in ihren Armen zu sein,

und lass alles, was kommt, kommen.

Und wenn das kleine Kind

sein Weinen beendet hat

setze es behutsam wieder auf seine Füße

und schicke es sanft zurück in die Welt.

Und sitze, wie es nur Großmütter können

ruhig und geerdet

weise mit zwinkernden Augen

inmitten der Höhen und Tiefen

dieser verrückten Welt.

- Rachel Holstead
(eigene Übersetzung)

Juni - Sommersonnenwende. Da ich an der Wintersonnenwende geboren bin, bin ich seit jeher im Kontakt mit den Tagen im Jahr, an denen die Sonne ihren höchsten und tiefsten Stand erreicht.

Davon abgesehen, dass die Tage wieder kürzer, beziehungsweise im Winter länger werden, erlebe ich die Sonnenwenden auch als Wendepunkte. Und mir hilft diese immer wiederkehrende Struktur, den Lauf der Zeit bewusst zu erleben und mir die zyklische (statt lineare) Natur des Lebens bewusst zu machen.

Mit Blumen geht es mir ähnlich.

Die ersten Krokusse, die ihre Köpfchen im Frühling aus der Erde strecken.

Die Tulpen, die kurz darauf die Gärten bunt tupfen.

Die Magnolie, die ihre zarten Blüten an so wenige Tage verschenkt.

Der Oleander, der seit zwei Wochen auf meiner Terrasse blüht.

Die Dahlien, die den Herbst einläuten.

Und schließlich die zarten Knospen an den Sträuchern, die schon im tiefsten Winter auf die ersten warmen Sonnenstrahlen warten.

Mir gefällt das Bild der Wendeltreppe, das unseren Weg durch die einzelnen Lebensphasen beschreibt. Wir drehen uns eigentlich nur im Kreis und dennoch kommen wir unserem Ziel näher, etwas verändert sich, das Leben verändert uns. Auch wenn man nach einer Umdrehung annehmen könnte, dass man sich wieder dort befindet, wo man gestartet ist.

Auf den ersten Blick sieht der blühende Oleander in diesem Jahr genau so aus wie im letzten Sommer. Nur wenn ich genau hinsehe, merke ich, dass dem nicht so ist. Dass in Wahrheit kaum etwas an diesem Strauch gleich geblieben ist.


Wenn du magst, nimm dir auch einen Moment, um innezuhalten. Genau hinzuschauen.

Vielleicht magst du kurz die Augen schließen oder Stift und Papier zur Hand nehmen, um die folgenden Fragen zu reflektieren:

Gibt es ein Thema, bei dem du dich in deiner Wahrnehmung im Kreis drehst? Kannst du das Bild der Wendeltreppe anwenden und bei genauem Hinsehen kleine hilfreiche Veränderungen entdecken?

Was ist in deinem Leben gewachsen, hat sich zum Positiven entwickelt, das du fast übersehen hättest?

Kannst du dir bewusst machen, dass auch dieser Zustand nur temporär ist? Was kommt für dich auf, wenn du mit dieser Frage verweilst?

Suzan Wolf

Suzan Wolf ist Psychologin (M.Sc.) und zertifizierte Achtsamkeitslehrerin.
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