Aufblühen - Was bedeutet Wachstum?

Knospen kurz vor dem Aufblühen

Die kleine Maus und die schöne Blume

Eines Tages traf die kleine Maus auf eine Blume. Deren Blätter blühten herrlich und trotzdem machte sie ein trauriges Gesicht.

„Was hast du denn, Blume?“, fragte die kleine Maus.

„Ach“, seufzte die Blume, „ich stehe zwar in voller Blüte, aber all den Pflanzen um mich herum fehlt es an Schönheit. Ich wünschte, sie könnten auch so schön blühen wie ich. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich meine Blüten abwerfe und mich den anderen anpasse.“

„Das darfst du auf keinen Fall tun“, antwortete die kleine Maus. „Wie sollen die anderen Pflanzen denn sonst wissen, wie sie selbst zu blühen haben? Stattdessen solltest du versuchen, so hell zu leuchten, wie du nur kannst!“

„Aber werden mich die anderen Pflanzen nicht dafür verfluchen, dass ich so viel schöner blühe als sie?“, fragte die Blume.

„Einige wenige vielleicht“, meinte die kleine Maus, „aber das solltest du ihnen nachsehen. Vielleicht können sie nicht anders und meinen es nicht böse. Eines Tages, wenn sie selbst wieder blühen, werden sie erkennen, dass du immer nur das Beste für sie im Sinn hattest. Bis dahin wirst du denjenigen, die versuchen zu blühen, ein Licht in der Dunkelheit sein.“

- J. Wolf


Vielleicht kennst du die Übung aus der positiven Psychologie, in der du deine eigenen Werte reflektierst und am Ende zwei zentrale Werte ausmachst, die dir als Leitsterne für dein Leben und ganz konkrete Entscheidungen dienen können. Ich habe das vor einigen Jahren mal gemacht. Einer meiner beiden zentralen Werte ist Wachstum.

Ich liebe es, mich selbst in meinem Wachstum zu unterstützen und anderen dabei zuzusehen und eine unterstützende Rolle in ihrem Prozess einzunehmen.

Wie ich ​letzten Monat​ mit dem Bild der Wendeltreppe beschrieben habe, ist Wachstum für mich kein linearer Prozess, sondern zyklischer Natur.

Wir alle haben Phasen oder Momente, in denen wir aufblühen und strahlen und unser Wissen, unsere Fürsorge und unsere Kreativität in die Welt tragen können. Und wir alle haben Phasen, in denen wir uns kraftlos und verblüht fühlen und der Welt vermeintlich nichts zu geben haben.

Wachstum bedeutet für mich, mit diesem Wechsel gut mitzugehen und kontinuierlich Qualitäten zu kultivieren, die unabhängig von unserem aktuellen Schicksal hilfreich sind. Ein freundliches Bewusstsein für den Augenblick. Einen klaren, weniger verstrickten Geist. Dankbarkeit, Zuversicht. Selbstverständnis, Mitgefühl und Verbundenheit.

Mein zweiter zentraler Wert ist Mitgefühl. Jetzt kannst du dir vielleicht zusammenreimen, warum ich diese Arbeit mache und solche Texte hier schreibe. 😄

Ich habe den tiefen Wunsch, unser menschliches Leid, unseren Stress, unsere ständige Unzufriedenheit und Selbstkritik Schritt für Schritt zu verwandeln. Und das Gute auf der Welt zu stärken. Vielleicht hast du einen ähnlichen Wunsch. Oder dich treiben ganz andere - nicht weniger wichtige Werte - im Leben an.

In den letzten vier Jahren habe ich 36 Gruppen, hauptsächlich in MBSR-Kursen, über je acht Wochen in ihrem achtsamen Wachstumsprozess begleitet. (Ich muss die Kurse alle für eine Zertifizierung dokumentieren und bin fast vom Stuhl gefallen, als ich letztlich mal durchgezählt habe. 36?! 🤯)

Und in jeder Abschlusssitzung stellen wir uns die Frage: Wie will ich nach dem Kurs weiter machen? Oder anders formuliert:

Was ist für mich aktuell hilfreich, um meinen Wachstumsprozess zu unterstützen?

Angelehnt an die buddhistische Lehre von Buddha, Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft), habe ich eine säkulare Variante dieser drei Pfeiler formuliert. Eigentlich ist es doch ganz einfach: Unterstützend für unser Wachstum sind Achtsamkeit, Gemeinschaft und Wissen.


Drei Säulen des achtsamen Wachtsums

1 Achtsamkeit

Es ist wie mit dem Sport oder einem Instrument: Wenn wir nur darüber lesen oder davon sprechen, entwickeln wir uns nicht weiter.

Nur eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis ermöglicht dir hilfreiche Qualitäten wie Freundlichkeit, Geduld und Klarheit nachhaltig in deinem Leben zu verankern und diese auch in schwierigen Alltagsmomenten abrufbar zu machen. Unser Gehirn braucht einfach Übung, um neue Verknüpfungen zu etablieren!

Es gibt wenig, was mich auf meinem Weg so nachhaltig motiviert hat, wie Momente der tiefen Präsenz und Klarheit.

Wie eine gute und machbare Praxis für dich aussehen kann, das ist ganz individuell und nur du kannst es entscheiden.


2 Gemeinschaft

Wir Menschen sind von Grund auf soziale Wesen! Und wir lernen mit- und voneinander viel leichter als alleine. Geteilte Menschlichkeit - das Gefühl, nicht alleine zu sein - können wir besser erfahren, wenn wir in einem geschützten Raum in den Austausch gehen.

Für deinen Weg brauchst du langfristig Weggefährten, die dich auf schwierigen Etappen an die Hand nehmen und dir helfen, neuen Mut zu schöpfen und wieder Vertrauen in dich zu finden.

Vorbilder, die schon gemeistert haben, was dich gerade beschäftigt, können dich inspirieren und motivieren, dranzubleiben.


3 Wissen

Du solltest nicht alle Informationen glauben, die online und offline verbreitet werden. Das gilt genauso für Achtsamkeit! Und um kritisch zu hinterfragen, benötigst du Wissen.

Die Achtsamkeitspraxis ist tief in der buddhistischen Psychologie verankert und wird inzwischen seit Jahrzehnten in der westlichen Psychologie und Neurowissenschaft untersucht.

Dich mit alten Lehren, neuen Erkenntnissen, Gedichten und Weisheitsgeschichten aus verschiedenen Kulturen zu beschäftigen, öffnet neue Blickwinkel und hilft dir, deine Praxis zu vertiefen oder dich neu auszurichten.


Anfang des Jahres habe ich mir vorgenommen, ein Angebot zu schaffen, in dem ich achtsames Wachstum auch über die MSBR-Kurse hinaus begleiten kann. Dieses Angebot sollte gut zugänglich sein nach einem MBSR-Kurs und punktuell, aber über einen längeren Zeitraum, Unterstützung bieten. Bei der Entwicklung habe ich die drei Säulen des achtsamen Wachstums als Grundlage genommen und mit den Bedürfnissen kombiniert, die in der Co-Kreation-Umfrage und den Zen and the Art of Market Research Workshops aufgetaucht sind. Nochmal einen riesigen Dank an diesen Stelle für eure rege Teilnahme an der Umfrage!

Herausgekommen ist die aufblühen* Jahresgruppe Achtsamkeit!

Eine feste Gruppe über neun Monate, die von mir punktuell unterstützt wird und die Möglichkeit bietet, sich über die Zeit hinweg regelmäßig zu treffen und auszutauschen. Der große Unterschied zum MBSR-Kurs ist, dass jede/r Tempo und Intensität im Großen und Ganzen selbst selbst bestimmen kann. Es gibt vier fixe Workshops und darüber hinaus sind alle Unterstützungsangebote optional. Aber richtig coole Unterstützungsangebote sind es geworden. 😊

Alle Infos zur Jahresgruppe findest du ​hier​!

Suzan Wolf

Suzan Wolf ist Psychologin (M.Sc.) und zertifizierte Achtsamkeitslehrerin.
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